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Real-Verkauf ist Fall für das Kartellamt - Nordkurier

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Die Wettbewerbshüter nehmen sich Zeit, die Übernahme von mehr als 100 Filialen durch Kaufland genau zu untersuchen. Damit verzögert sich die Übergabe der Märkte an die neuen Eigentümer weiter.

Neubrandenburg.

Das Bundeskartellamt wird den Weiterverkauf der Handelskette real nicht einfach durchwinken. Nach einer einmonatigen Vorprüfung hat die Wettbewerbsbehörde entschieden, die geplante Vergabe eines Großteils der Filialen an den heutigen Konkurrenten Kaufland zum Gegenstand eines Hauptprüfverfahrens zu machen. Laut Mitteilung der Behörde sind davon 101 real-Märkte betroffen, für die Kaufland eine Kaufabsicht angemeldet hatte. Damit würden sämtliche Standorte untersucht, für die sich Kaufland interessiere, so ein Sprecher auf Nachfrage. Kaufland hatte vor kurzem bereits den Online-Markplatz von real übernommen.

Damit rückt die mögliche Übergabe erster real-Märkte an neue Eigentümer weiter in die Ferne. Das Bundeskartellamt hat gemäß den geltenden Regeln jetzt bis zum 12. Oktober Zeit für die Tiefenprüfung. Von deren Ergebnis und damit verbundenen Auflagen hängt ab, wann und wo die ersten real-Schriftzeichen abmontiert werden.

Mehr lesen: Real kündigt Schließung von acht Filialen an

Der sogenannte Großdiscounter Kaufland mit seinen 670 Filialen allein in Deutschland gehört zur Schwarz-Gruppe, die als europaweit größter Lebensmitteleinzelhändler gilt und auch die Lidl-Märkte betreibt. Um die Übernahmepläne beurteilen zu können, seien weitere Ermittlungen nötig, so das Bundeskartellamt. So sollen einerseits die Marktanteile im Lebensmittelhandel vor Ort untersucht werden. Andererseits geht es auch darum, mögliche Auswirkungen auf die Lieferanten beurteilen zu können. Hersteller von Lebensmitteln beklagen immer wieder, dass die wenigen deutschen Handelskonzerne angesichts ihrer Marktmacht die Preise diktieren und drücken können.

Edeka hat Interesse bekundet

Nach dem Besitzübergang Ende Juni gehören alle 270 real-Märkte dem russischen Investor SCP, der die Häuser weiter veräußern will. Zuvor hatte der Handelskonzern Metro die Kette im Paket verkauft, weil sich die real-Märkte vor allem wegen ihres umfänglichen Sortiments als Verlustbringer erwiesen hatten. Das Bundeskartellamt fordert jetzt von 350 Lebensmittelherstellern Auskunft über ihre Lieferbeziehungen zu Kaufland. „Damit sollen die aktuellen Struktur- und Machtverhältnisse auf den Märkten für die Beschaffung von Lebensmitteln ermittelt werden“, begründete das Kartellamt seine Vorgehensweise.

Um welche Standorte in welchen Regionen es sich konkret handelt, darüber erteilt das Kartellamt derzeit keine Auskunft. In Mecklenburg-Vorpommern sind von der Übernahme acht Märkte mit rund 1000 Beschäftigten betroffen, in Brandenburg die doppelte Anzahl mit etwa 2000 Mitarbeitern. Die Gewerkschaft Verdi hatte vor dem Verlust von deutschlandweit mehr als 10 000 Arbeitsplätzen gewarnt. Demgegenüber hatte Metro-Chef Olaf Koch versichert, dass ein Großteil der Mitarbeiter gute Chancen auf Weiterbeschäftigung habe. Für die Betroffenen in den rund 30 Märkten ohne Perspektive seien Abfindungsregeln vereinbart worden.

Neben Kaufland hatte in der Vergangenheit Edeka sein Interesse an den gut 50 real-Märkten bekundet. Laut Bundeskartellamt gibt es derzeit jedoch neben den Kaufland-Plänen keine weiteren Prüfungen. Weitere Fusionsanträge seien nicht gestellt worden. Es gebe aber Vorgespräche mit interessierten Unternehmen. Allerdings haben die Wettbewerbshüter schon Vorarbeit geleistet: Im vergangenen Jahr war bereits die Marktmacht von Edeka untersucht worden, weil die Handelskette bereits Teil von Übernahmeplänen für real war, die später nicht zum Tragen kamen.




July 17, 2020 at 11:05AM
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